S.D.R. Biotec – der Prozess: Ex-Chef der Giftmüllfirma referiert am ersten Verhandlungstag über die eigene Kompetenz und die Inkompetenz der anderen

Der erste Tag im Strafprozess gegen die Giftmüllfirma S.D.R. Biotec gehörte dem Angeklagten. Angeklagt ist Jörg S., promovierter Chemiker und ehemaliger Chef des mittlerweile insolventen Unternehmens. Der 73-Jährige gab am Mittwoch (1.11.) in Saal 217 des Landgerichts Leipzig eine ausführliche Erklärung ab. Rund sechs Stunden sollte sie andauern und erste schmutzige Details aus dem Geschäft mit Sondermüll offenbaren.

Zunächst aber hatte Staatsanwältin Francke das Wort und verlas die Anklage. Demnach soll S. seit dem 1. Januar 2007 „unter wesentlicher Abweichung von der Genehmigung“ eine Abfallanlage betrieben, Abfälle falsch deklariert und illegal auf ungeeigneten Deponien entsorgt haben. S. habe aus Gewinnsucht gehandelt und Gefahren für die Umwelt billigend in Kauf genommen, so die Staatsanwältin weiter. Nach Gesetz drohen dem Beschuldigten für diese Vergehen bis zu fünf Jahre Haft. Mit Blick auf die lange Verfahrensdauer – Anklage wurde schon vor fünf Jahren erhoben – ist allenfalls mit einer Bewährungsstrafe zu rechnen.

Das Spannendste an dem Verfahren ist nicht sein Ausgang, sondern der Weg dahin, etwa durch die Vernehmung von Zeugen. Der Prozess gewährt uns einen seltenen Einblick in eine Branche, die mit den gefährlichen Überresten unserer Industriegesellschaft Millionen und Milliarden Euro umsetzt – und deren Geschäfte meistens unter dem Radar der Öffentlichkeit ablaufen.

Insofern könnte man Jörg S. fast dankbar sein, dass er sich im Gegensatz zu zwei weiteren Beschuldigten der strafrechtlichen Auseinandersetzung stellt. Auch er hätte wie die beiden anderen gegen Zahlung einer Geldauflage einen Schlussstrich unter dieses Verfahren ziehen können. Die Einstellung hätte ihn 20.000 Euro gekostet. Doch S. lehnte ab. Sein Mandant wolle die öffentliche Verhandlung nutzen, um sich zu rehabilitieren, erklärte der Anwalt von S. zum Verhandlungsauftakt am Mittwoch (1.11.). „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte S. selbst und schaltete den Polylux ein.

Kritik am Gutachter der Staatsanwaltschaft

„Fachliche Kompetenz“ war die erste Folie überschrieben. Es war sein Lebenslauf, den Jörg S. zu Anfang seiner Ausführungen auf die Wand des Gerichtssaals projizierte. Seine Grundschulzeit, 20 Jahre Chemiekombinat Bitterfeld und 40 Patente wies er unter anderem darauf aus. Dann begann ein stundenlanges Referat über den Anlagenbetrieb in Pohritzsch, über die eigene Kompetenz und die I…