Illegaler Müll zurück in Deutschland: Was passiert jetzt mit dem Audi-Schrott?

Der deutsche Müll, der illegal in einem Dorf im Osten Tschechiens abgelagert wurde, ist nahezu vollständig zurück. Das teilte die zuständige Umweltbehörde in Deutschland auf Nachfrage von muellrausch.de mit. Für einen Teil der Abfälle ist aber noch unklar, wie sie entsorgt werden sollen. 

“Die letzten Abfallfraktionen sind bereits transportbereit verpackt”, so die Sprecherin der Bezirksregierung Oberpfalz Anfang dieser Woche. Insgesamt wurden rund 150 Tonnen Abfall zurückgeholt und auf verschiedene Entsorgungsanlagen in Deutschland verteilt. 

Ursprünglich soll der Müll von einer Recyclingfirma aus Bayern stammen. Im Januar kam es bei dieser Firma zu einer Razzia. Der Firmenchef und ein Kraftfahrer aus Tschechien sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Der Verdacht gegen die beiden Männer: illegaler Müllexport. Dabei geht es auch um weitere Transporte und illegale Abfalllager.

In Tschechien sorgte der Fall für große Aufregung. Die Bürgermeisterin der betroffenen Gemeinde hatte sich den Müll-Transporten in den Weg gestellt und auf ihren Social-Media-Kanälen darauf aufmerksam gemacht. Sie postete Fotos von Lastwagen,  von den Müllhaufen und von Transportdokumenten. Auf den Papieren stand ein Firmenname: Roth International – die Recyclingfirma aus Bayern. 

So kamen die Ermittlungen ins Rollen. Erst schaltete sich der tschechische Umweltminister ein, dann die Staatsanwaltschaft Weiden in der Oberpfalz, die mittlerweile mit tschechischen Ermittlern ein sogenanntes “Join Investigation Team” bildet.

Wir waren im Februar in Tschechien und haben buchstäblich im Dreck gewühlt. Im März haben wir für die “Wirtschaftswoche” über den Fall berichtet – und über unsere Fundstücke: zum Beispiel Karosserie-Teile eines verschrotteten Rennwagens von Audi.

Die Karossie-Teile bestehen aus carbonfaserverstärkten Kunststoffen, kurz CFK. Bei CFK handelt es sich um einen Verbund aus Kohlenstofffasern und Kunststoffen. Robust wie Stahl, aber deutlich leichter. In Sachen Nachhaltigkeit hat das Hightechmaterial aber einen gravierenden Schwachpunkt: Es existiert kein bewährter Entsorgungsweg. 

Der CFK-Müll, der illegal in Tschechien abgekippt wurde, befindet sich inzwischen auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma in Hof, wo er zwischengelagert wird. Voraussichtlich wird er einer energetischen Verwertung zugeführt, wie die Sprecherin der Bezirksregierung Oberpfalz auf Anfrage berichtet. Das bedeutet: Das Hightechmaterial landet wahrscheinlich in einer Müllverbrennungsanlage oder in einem Zementwerk. 

Laut einem Experten, mit dem wir für unseren “WiWo”-Beitrag gesprochen haben, sei die Entsorgung von CFK-Abfällen in Zementwerken zwar erprobt. Über den Versuchsstatus sei man aber bislang nicht hinausgekommen.

Man darf gespannt sein, welcher Verbrenner seine Öfen für den CFK-Müll zur Verfügung stellt. Die Behördensprecherin kann es noch nicht sagen: “Der endgültige Entsorgungsweg befindet sich aktuell noch in der Abstimmung.”


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