Vor rund vier Jahren haben wir zu einer illegalen Plastikmülldeponie in Nordosten Brandenburgs recherchiert. Jetzt hat die auf Umweltstraftaten spezialisierte Staatsanwaltschaft Potsdam Anklage erhoben.
Kurz vor Schönermark, einem Dorf in der Uckermark, befindet sich eine der wohl größten illegalen Plastikmülldeponien Deutschlands: Zehntausende Tonnen Dreck modern dort unter freiem Himmel vor sich hin. Eine Recherche vor rund vier Jahren für das Greenpeace Magazin (pdf) und das Y-Kollektiv hat gezeigt: Auf der Halde befinden sich Schadstoffe, die Mensch und Umwelt gefährden.
Nach den Veröffentlichungen leitete das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg Ermittlungen gegen den Betreiber der Müllhalde ein. Diese Ermittlungen haben nun zu einer Anklage durch die auf Umweltstraftaten spezialisierte Staatsanwaltschaft Potsdam geführt. Das bestätigte das Amtsgericht Potsdam, wo das Verfahren anhängig ist. „Dem Angeschuldigten wird unerlaubtes Betreiben von Anlagen zur Last gelegt“, teilte ein Sprecher des Gerichts auf Anfrage von muellrausch.de mit. Bei Verurteilung droht eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Gefängnis.
Erste Ermittlungen eingestellt
Das LKA hatte schon vor rund 15 Jahren gegen den Betreiber der illegalen Deponie ermittelt. Das Verfahren wurde damals gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt – und der Müll offenbar weiter aufgetürmt.
Die Recherche vor rund vier Jahren förderte Abfall zutage, der erst nach Einstellung des ersten Ermittlungsverfahrens auf die illegale Deponie gelangt sein kann: ein Taschenkalender von 2014 zum Beispiel und eine Packung Fruchtpüree mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum Dezember 2017.
In der jetzigen Anklage geht es laut Gerichtssprecher um insgesamt fast 15.000 Tonnen Müll, die zwischen 2015 und 2019 auf dem betroffenen Gelände illegal abgelagert worden seien. Die Abfälle sollen unter anderem aus der Papierherstellung stammen.
Der beschuldigte Betreiber war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Wann es zum Prozess kommt, ist unklar. Ein Termin für die Eröffnung der Hauptverhandlung steht noch nicht fest.
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