Bande von Müllschiebern hat der Landesdeponie Schöneiche illegalen Müll untergejubelt

Die Länder Brandenburg und Berlin sind einmal mehr Opfer der Müll-Mafia geworden. Nur dieses Mal trifft es sie direkt: Ihrer Deponie in Schöneiche, die ihnen über die Märkische Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft (MEAB) gehört, wurde von einer Bande von Müllschiebern illegaler Abfall untergejubelt. Beide Länder wurden so um eine Menge Geld betrogen.

Der Fall wurde erst kürzlich bei einem Prozess am Amtsgericht Potsdam bekannt. Das dortige Schöffengericht hat drei Männer, die der kriminellen Gruppe angehörten, zu Bewährungsstrafen verurteilt. Angeklagt waren auch zwei Mitarbeiterinnen der Deponie.

Die führenden Köpfe der Bande waren zwei Männer im Alter von heute 52 und 53 Jahren. Sie betrieben in Bestensee, Landkreis Dahme-Spreewald, eine illegale Abfallanlage. Zwischen Oktober 2008 und August 2009 machten sie dort das, was schon viele zwielichtige Müllhändler vor und noch nach ihnen machten. Sie vermischten Abfälle aus Industrie und Haushalten, deckten ein bisschen Staub und Steine von Abbrüchen darüber und deklarierten das Ganze als harmlosen Bauschutt.

Manipulierte Lieferungen

Bauschutt zu entsorgen war und ist deutlich billiger als das, was sich wirklich auf den Lastwagen der Müll-Panscher befand. Dabei handelte es sich laut Staatsanwaltschaft um Verpackungsmüll und um „Material aus dem Innenraum von Autos“. Konsum- und Produktionsreste aus Plastik, Schaumstoff, Gummi, Holz sowie Textilien.

Die reguläre Entsorgung dieser Abfälle wäre teuer geworden. Die alten Verpackungen hätten sortiert und verwertet, die Überreste von den Autos in einer Verbrennungsanlage für Sondermüll verfeuert werden müssen. Bis zu 185 Euro pro Tonne wären dafür fällig gewesen. Die Müll-Ganoven aus Bestensee haben nicht mal zehn Euro bezahlt.

Sie haben den ganzen Müll kleingeschreddert, zusammengeworfen und der Deponie Schöneiche untergeschoben. Insgesamt rund 6.300 Tonnen. In Lastwagen-Ladungen umgerechnet waren es mindestens 250 Lieferungen innerhalb von elf Monaten.

Nach Berechnung der Staatsanwaltschaft entstand auf diese Weise dem Deponiebetreiber MEAB und damit auch seinen beiden Gesellschaftern, den Ländern Berlin und Brandenburg, ein Schaden in Höhe von 535.000 Euro.

Komplizinnen auf der Deponie

Zum finanziellen Verlust kommt für die MEAB noch der Image-Schaden. Denn auf der Anklagebank in Saal 21 des Schöffengerichts saßen auch zwei ihrer damaligen Mitarbeiterinnen. Die beiden Frauen waren auf der Deponie für die Eingangskontrolle zuständig. Bei den Lastwagen aus Bestensee sollen sie absichtlich weggesehen und den Betrug bewusst gedeckt haben.

Was diesen Verdacht der Staatsanwaltschaft noch verstärkte: Eine Frau ist mit einem der Bandenchefs liiert. Der heute 55-Jährigen wurde im Dezember 2015 von der MEAB die Kündigung ausgesprochen. Nun verurteilte sie das Schöffengericht wegen Beihilfe zu einer Geldstrafe in Höhe von 3.800 Euro. Dagegen hat sie allerdings Einspruch eingelegt.

Das Verfahren gegen ihre ehemalige Kollegin wurde gegen Zahlung eines Geldbetrages an eine gemeinnützige Organisation eingestellt. Die 64-Jährige ist mittlerweile in Rente. Auch sie arbeitet nicht mehr auf der Deponie.

Eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten verhängte das Gericht dagegen für einen Mann aus Zossen, der sich als Abfallmakler betätigte und für die Bande den Müll beschaffte. Die Strafe gegen ihn wurde zur Bewährung ausgesetzt. Heute arbeitet der 44-Jährige als Kraftfahrer.

Auch den beiden Hauptangeklagten bleibt das Gefängnis erspart. Sie kamen mit jeweils einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung davon. Als Transportunternehmer und Kraftfahrer machen sie weiter zusammen Geschäfte.

Aktenzeichen: 75 Ls 21/16