Illegales Reifenlager in Flammen: Bürgermeister warnte bereits 2016 vor Brandgefahr

Das Reifenlager, das am Wochenende in Senftenberg in Flammen aufging, ist ein illegales Mülldepot. Der Bürgermeister der Stadt warnte bereits 2016 vor der Brandgefahr.

Tausende Tonnen ausgediente Autoreifen türmten sich auf einem ehemaligen Betriebsgelände im Norden Senftenbergs zu schwarzen Müllbergen auf. Bis Freitag. Bis die Gummi-Berge in Flammen aufgingen. Drei Tage lang kämpften Feuerwehrleute gegen den Großbrand. Dabei hätte es nie dazu kommen dürfen. Denn das Lager war illegal, wie die Landesregierung im September 2017 in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage mitgeteilt hat.

Einwohnern Senftenbergs bereitet das schwarze Abfalllager schon lange Sorgen, wie Bürgermeister Andreas Fredrich (SPD) im Gespräch mit rbb24 erzählt. „Bürger wenden sich deswegen immer wieder an die Stadt“, berichtet Fredrich. Die Stadt bemühe sich seit Jahren um die Beseitigung dieser Altlast. Das schrieb Fredrich im Juni 2016 auch Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD).

Das Schreiben des Bürgermeisters an den Minister war ein Hilferuf. „Als besonders problematisch wird die hier vorhandene Gefahr für die Umwelt in Bezug auf die enorme Brandlast eingeschätzt“, heißt es in dem zweiseitigen Brief, der rbb24 vorliegt. Fredrich warnt darin vor einem Brand und den möglichen Folgen, etwa für den nahegelegenen Landeplatz des ADAC- Rettungshubschraubers.

Der Bürgermeister drängte damals auf eine Lösung – und hatte auch einen konkreten Vorschlag parat: So sei es der Stadt gelungen, einen Investor für die Verarbeitung der Altreifen zu gewinnen. Was fehle sei die Genehmigung des Landesamtes für Umwelt (LfU). Das stellte sich offenbar quer. Nun erhoffte sich Fredrich die Unterstützung von Vogelsänger.

Heute, mehr als zwei Jahre danach, auf den Brief an Vogelsänger angesprochen, weiß Andreas Fredrich nicht mehr zu sagen, warum es mit dem Investor nicht geklappt hat. Die Frage, ob seine Warnung vor einem Brand  nicht ernst genommen wurde, beantwortet der Bürgermeister ausweichend: „Wir haben uns mehrmals an das Landesamt für Umwelt gewendet, mit der Bitte sich um das Reifenlager zu kümmern.“

Fakt ist: Das LfU ist die zuständige Behörde. Am 22. Juli 2009 genehmigte es einer Firma namens „Lausitz Gummi“ den Betrieb einer sogenannten Gummigranulier-Anlage auf dem Gelände. Das Unternehmen verarbeitete alte Reifen zu Granulat. Allerdings nicht lange. Schon nach wenigen Monaten ging es Pleite. Das LfU kassierte die Genehmigung und verfügte im November 2011 die Räumung des Geländes.

Doch die Verfügung verlief wegen der Insolvenz der Firma ins Leere. Außerdem, so berichtet die Behörde auf Nachfrage weiter, wechselten mehrfach die Grundstückseigentümer. Auch deshalb sei die angeordnete Räumung nicht vollzogen worden. Die schwarzen Berge blieben und damit die Angst vor einem Brand.

Die Polizei geht nicht davon aus, dass sich die Hinterlassenschaften von allein entzündet haben. „Wir ermitteln wegen des Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung“, sagte eine Sprecherin der Polizei Cottbus am Montag auf Anfrage von rbb24. Zu den alten Reifen, die vom Feuer verschont wurden, kommen nun die Brandreste. Auch die müssen entsorgt werden – als gefährlicher Sondermüll. „Grundsätzlich ist der Grundstückseigentümer dafür verantwortlich“, teilt das LfU mit. Laut der Stadt Senftenberg gehört die Fläche einer Privatperson. Sie zur Entsorgung zu bewegen, dürfte nach dem Großbrand nicht einfacher werden.

Dieser Beitrag ist am 31. Juli 2018 zuerst bei rbb24 erschienen.