Müll in der Fresdorfer Heide: Legalisierung durch die Hintertür

Die Kiesgrube Fresdorfer Heide gilt offiziell als saniert. Warum wir sie dennoch nicht von unserer Karte illegaler Deponien streichen.

Wenn man den Angaben der Landesregierung von Brandenburg Glauben schenken darf, kann man die Kiesgrube Fresdorfer Heide von der Liste dunkler Löcher streichen. In einem Anfang November von Wirtschafts- und Umweltministerium gemeinsam veröffentlichten Bericht über die illegalen Mülldepots im Bundesland heißt es stichwortartig: „Sanierung durch Unternehmen abgeschlossen“.

Von der illegalen zur legalen Deponie? Hinter dem Wall befindet sich die Kiesgrube Fresdorfer Heide. Foto muellrausch.de

Das Unternehmen, das gemeint ist, nennt sich BZR: Bauzuschlagsstoffe und Recycling GmbH. Die Firma baut seit Jahren in einer Grube bei Michendorf, knapp einen Kilometer südlich der A10, Kies ab. Über Schwesterfirmen ist sie auch im Container-, Bau-, Abbruch- und Entsorgungsgeschäft tätig. Entsorgung ist ein Bereich, den die BZR ausbauen will. Die Firma will in dem Tagebauloch eine Deponie errichten. Dieses Mal mit Genehmigung. Eine Deponie der Klasse 1 soll es werden.

Um zu verstehen, warum die Deponiepläne hier Erwähnung finden, muss man ins Jahr 2007 zurückschauen. Damals hat die BZR schon einmal Abfälle in die Grube verfrachtet – illegal. 30.000 Tonnen, u.a. Plastikmüll. Bis vor kurzem lag davon immer noch etwas in der Grube. Nach 13 Jahren wurde jetzt aber offenbar auch der verbliebene Rest fachgerecht entsorgt bzw. verarbeitet. Diesen Eindruck erweckt jedenfalls die Landesregierung in ihrem Bericht. Nochmal: „Sanierung durch Unternehmen abgeschlossen“.

Illegaler Müll: Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2017. Foto muellrausch.de

Stimmt das, wollen wir von der BZR wissen. Wir rufen an, erhalten aber weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Das Unternehmen will sich zu dieser Frage nicht äußern.

Wissen muss es die für die Tagebaue zuständige Behörde, das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR). Tatsächlich teilt das Bergamt auf Anfrage mit: „Die Entsorgung der nicht zulässigen Abfälle durch die Unternehmerin ist abgeschlossen.“ Auf das Bergamt als untergeordnete Behörde des Wirtschaftsministeriums dürften auch die Informationen zur Fresdorfer Heide zurückgehen, die die Landesregierung in ihrem Bericht veröffentlicht hat.  

Über Wissen zur Grube verfügt auch die lokale Bürgerinitiative, die gegen die Deponiepläne der BZR kämpft und das Geschehen im Tagebau im Blick hat. Ihre Beobachtung: Müll ist verschwunden, aber noch immer nicht alles. Ein Haufen, über den schon Gras wächst, wartet weiter auf die Entsorgung.

Bergamt: „Boden mit einem erhöhten Anteil von Fremdstoffen“. Foto muellrausch.de

Zusammen mit einem Foto von dem Müllberg wenden wir uns erneut an das Bergamt. Daraufhin erklärt die Behörde: „Bei dem Material auf dem Foto handelt es sich um Boden mit einem erhöhten Anteil von Fremdstoffen. Dieses Material ließ sich nicht separieren und soll daher in die zukünftige Deponie am Standort eingebaut werden.“ Demnach dürfte es sich dann aber auch um eine „zukünftige Sanierung“ handeln. Wie die Landesregierung zu der Einschätzung kommt, dass die Sanierung bereits abgeschlossen ist, ist unklar.

Brisant an der Aussage des Bergamts ist noch etwas anderes: Die Deponie, auf der der Müll laut Behörde landen soll, existiert noch gar nicht. Sie ist noch nicht einmal genehmigt. Das Genehmigungsverfahren schreitet zwar voran, doch auch hier ist nicht alles abgeschlossen. Die Bedenken in der Bevölkerung gegen das Vorhaben sind groß. Mehr als 500 Menschen haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Einwendungen einzureichen. Die für Deponien zuständige Behörde, das Landesamt für Umwelt, beschäftigt sich nun damit. Der Abschluss des Verfahrens ist offen. Ob das noch für den Ausgang gilt, ist mehr als fraglich.


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