Die Firma Sorbus und die illegalen Müllberge von Vogelsdorf: Gekommen, um zu bleiben

Die Firma Sorbus darf in Fredersdorf-Vogelsdorf keine Entsorgungsanlage errichten und betreiben. Der Rat der knapp 13.000 Einwohner zählenden Gemeinde an der Ostgrenze Berlins hat die Umwidmung des anvisierten Standorts zu einem Industriegebiet abgelehnt. Sorbus will aber nicht locker lassen, wie ein Sprecher des Unternehmens jetzt mitteilte.

Hinter diesem Tor will die Firma Sorbus eine Entsorgungsanlage errichten. Bereits heute lagern dort rund 80.000 Tonnen Müll. Klärschlamm, Elektroschrott, Plastikmüll, Altreifen und vieles mehr -alles illegal. Foto: muellrausch.de

Der Gemeinderat von Fredersdorf-Vogelsdorf will keine neue Entsorgungsanlage.  Lieber sollen die rund 80.000 Tonnen Müll, die illegal auf einem alten Betriebsgelände an der B1 lagern, weiter vor sich hin modern. Einen Antrag, das Gelände als Industriegebiet auszuweisen und damit der Firma Sorbus die Tür zur Wiederbelebung des Anlagenbetriebs zu öffnen, lehnte der Rat im September ab. Mit deutlicher Mehrheit, wie Bürgermeister Thomas Krieger gegenüber muellrausch.de bestätigte.

Die Müllberge von Fredersdorf-Vogelsdorf zählen zu den größten illegalen Abfalllagern im Land Brandenburg.  Das zehn Hektar große Grundstück, auf dem sich der Dreck stapelt,  wurde im Frühjahr 2018 verkauft. Zu einem „guten Preis“, wie der alte Eigentümer behauptete. Neuer Besitzer ist die Sorbus GmbH. Die Firma gehört zum Unternehmensgeflecht der Familie Reißner, die in Sachsen und Brandenburg bereits mehrere Abfall- und Rohstofffirmen besitzt.

Seit fast 20 Jahren sitzt Fredersdorf-Vogelsdorf auf dem Dreck. Die Entsorgungskosten werden auf bis zu zwölf Millionen Euro geschätzt. Auf einer Prioritätenliste des Landes steht die schwarze Halde ganz oben. Doch getan hat sich nichts. Niemand war bereit, so viel Geld in die Hand zu nehmen. Bis Sorbus kam. Das Unternehmen will den alten Abfall auf eigene Rechnung beseitigen – vorausgesetzt, dass es eine Aufbereitungsanlage für Gewerbe- und Bauabfälle auf dem Gelände betreiben und auch neuen Müll annehmen darf. Laufzeit des angedachten Betriebs: mindestens zehn Jahre.

Ohne neuen B-Plan kein Anlagenbetrieb

Sorbus-Chef Andreas Reißner versuchte Ende August bei einer Führung über das illegale Abfalllager die Gemeinderatsmitglieder von dem Vorhaben zu überzeugen. Von ihrer Zustimmung hängt nämlich alles ab. Um auf dem alten Betriebsgelände eine neue Entsorgungsanlage mit Sortierbändern und Schreddern betreiben zu können, muss zunächst der Bebauungsplan geändert und das Grundstück in ein Industriegebiet umgewidmet werden.  Aktuell sind die Flächen ausschließlich für Gewerbe ausgewiesen. Und dabei bleibt es auch. Zumindest vorerst. Am 26. September lehnte der Rat eine Änderung des B-Plans ab. Die Sorge vor neuen Problemen, etwa regem LKW-Verkehr oder einem Anlagenbrand, ist groß, größer als der Wunsch, die Altlast endlich loszuwerden.

Sorbus aber hält an seinem Plan fest und will einen neuen Anlauf starten. Es werde nicht komplett neu geplant, sondern „das Konzept auf Basis der Erkenntnisse der letzten Wochen angepasst“, wie ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage von muellrausch.de berichtete. Details nannte er nicht. Für den Fall, dass der Anlagenbetrieb nicht zustande kommt, hatte Sorbus-Chef Andreas Reißner bei der Führung im August angedeutet, dass seine Firma den Grundstückskauf rückabwickeln könne. Von dieser Option, so nun der Unternehmenssprecher, werde „erst einmal“ kein Gebrauch gemacht. Ziel sei es weiterhin, einen Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan zu erreichen – „im Einvernehmen mit der Gemeinde“.

Das Abfalllager in Fredersdorf-Vogelsdorf ist eins von aktuell mehr als 130 illegalen Mülldepots und schwarzen Deponien im Müllparadies Brandenburg. Eine Karte mit den bekannten Ablagerungen finden Sie unter muellparadies.de. Wie es zum Verklappen in Fredersdorf-Vogelsdorf kam, können Sie in der „Der nächste Müllrausch“ lesen.