Menge der gelagerten Abfälle, Art der Lagerung, Auswirkungen auf Wasser, Luft und Boden, Brände, allgemeine Sicherheit und Ordnung – nach diesen Kriterien bewertet das brandenburgische Landesamt für Umwelt illegale Deponien und ordnet sie in einem Ranking. Das sind die Top 10 der Behörde:
1 Mark Landin, Ortsteil Schönermark
Mehr als 60.000 Tonnen Müll rotten auf dieser illegalen Deponie vor sich hin. Zwischen 2012 und 2018 haben die Behörden sieben Brände dokumentiert. Eine Veranlassung, Müll, Sickerwasser, Boden oder Grundwasser auf Schadstoffe zu untersuchen, sah das Landesumweltamt dennoch nicht. Erst diese Recherche für das Greenpeace Magazin zeigt jetzt, dass hier Blei und Weichmacher in hohen Konzentrationen schlummern. Hinzu kommt: Der Untergrund der Deponie ist nicht versiegelt.
2 Fredersdorf-Vogelsdorf
Auf dem Gelände einer ehemaligen Sortieranlage in Fredersdorf-Vogelsdorf bei Berlin lagern mindestens 80.000 Tonnen Müll illegal. Zum Hintergrund: Der nächste Müllrausch. Vor rund zwei Jahren hat eine Firma aus Sachsen das Grundstück gekauft und mittlerweile ist eine Beseitigung des illegalen Abfalllagers in Sicht.
3 Senftenberg
Bei zwei Großbränden im Sommer 2018 ging dieses illegale Abfalllager in Senftenberg in Flammen auf. Das Feuer vernichtete einen Teil des Mülls. Die Brandreste, eingestuft als gefährlicher Abfall, aber blieben. Außerdem lagern auf dem ehemaligen Betriebsgelände am Rande der Stadt noch immer rund 3.000 Tonnen ausgediente Autoreifen und andere Abfälle aus schwarzem Gummi. Mehr: Bürgermeister warnte schon 2016 vor Brandgefahr
4 Vierlinden-Worin
Auf diesem ehemaligen Betriebsgelände im Osten Brandenburgs modern rund 51.000 Tonnen Baumischabfall vor sich hin. Der Betreiber soll sich ins Ausland abgesetzt haben, heißt es in einem Parlamentsdokument.
5 Rüdersdorf
Auf dem Gelände einer alten Chemiefabrik in Rüdersdorf bei Berlin (siehe auch Rang 9) lagern ohne Genehmigung rund 7.000 Tonnen Schrott, Altholz, Bauschutt und andere Abfälle, darunter gefährliche Materialien wie Asbest.
6 Fürstenwalde
Auf einem Betriebsgelände im Osten der Stadt Fürstenwalde, unweit der Spree, hatte eine Recyclingfirma ihren Sitz. Recycelt hat sie aber nur bedingt. Ihr Chef hat vor allem eines getan: angehäuft. Auf der Betriebsstätte türmen sich 15.900 Tonnen Plastikmüll und andere, teils gefährliche Abfälle: Von der stolzen Fabrik zum illegalen Abfalllager
7 Stechau
Für diese Dreckberge im Süden Brandenburgs ist bislang keine Lösung in Sicht. Rund 10.000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll rotten dort weiter vor sich hin. Die Betreiberfirma war nach unseren Recherchen noch in ein anderes illegales Müllgeschäft verwickelt: Sie belieferte eine Kiesgrube mit ihrem Dreck.
8 Bad Saarow
Eigentlich sollte saniert werden. Doch in Bad Saarow wurde eine geschlossene Deponie illegal weiterbetrieben. Rund 70.000 Tonnen Bauschutt und anderer, teils gefährlicher Müll warten dort nun auf eine fachgerechte Deponierung. Mehr: Bauschuttberge in Bad Saarow
9 Rüdersdorf
Noch einmal Rüdersdorf: Das Futterphosphatwerk ist eine Ruine. Zwischen seinen Überresten lagern aber noch immer rund 3.000 Tonnen Abfall, die bei der Produktion vor mehr als 20 Jahren angefallen sind.
10 Bernau
Auf diesen Müllbergen, insgesamt 25.000 Tonnen, sitzt die Stadt Bernau im Norden von Berlin. Die Betreiber waren Wiederholungstäter. Ihre Müllspur zieht sich durch das halbe Bundesland. Mehr: Müllparadies Brandenburg
Das Ranking – und seine Schwächen
Das Landesamt für Umwelt (LfU) nutzt sein Ranking nach eigenen Angaben zur „Erstbewertung“ der Mülllager und als „Entscheidungshilfe“. Davon hänge ab, ob eine vertiefende Gefährdungsabschätzung vorgenommen werde oder sogar sofortige Maßnahmen zur Gefahrenabwehr nötig seien, wie es in einem „Erläuterungsbericht“ zur Rangliste heißt. Offen bleibt jedoch, wie genau die „Erstbwertung“ durchgeführt wurde. Hat die Behörde mehr gemacht, als Dokumente zu überprüfen? Zumindest im Fall von Schönermark (Rang 1) bestehen daran erhebliche Zweifel.
Insgesamt listet die Behörde in ihrem Ranking 75 illegale Deponien auf, 22 davon wurden in den vergangenen Jahren geräumt. Die dunklen Löcher in Zuständigkeit des Bergamtes und die Müllberge, auf denen die Landkreise sitzen, kommen in der Rangliste nicht vor.
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