Erst Polen und nun Tschechien? Die Abfallverschiebung nach Osteuropa geht offenbar ungebremst weiter. So hat der tschechische Zoll in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres insgesamt 18 illegale Transporte mit Müll aus Deutschland gestoppt.
Die beiden jüngsten Lieferungen gingen tschechischen Zöllnern vor fünf bis sechs Wochen kurz hinter der Grenze von Sachsen nach Tschechien, unweit von Reitzenhain, ins Netz. Am 6. Mai zogen sie einen Lastwagen aus dem Verkehr, der mit einem Abfallgemisch aus kleingehäckseltem Plastikmüll, Altholz und Gummi beladen war. Die Ladung habe nicht dem deklarierten Material entsprochen, wie der Zoll vermeldete.
Am 15. Mai 2020 dann der zweite illegale Transport. Die Fracht, die dieser Lkw beförderte, bestand aus geschredderten Resten der Verarbeitung von Elektroschrott. Auch hier habe es Unstimmigkeiten bei den Begleitpapieren gegeben. Außerdem sei der Empfänger des Müll nicht befugt gewesen, ihn zu entsorgen. In beiden Fällen, so der Zoll weiter, sollen die Abfälle zurück nach Deutschland geschickt werden.
In den vergangenen drei Jahren ist die deutsche Müllmafia mit illegalen Abfallexporten nach Polen aufgefallen. Offenbar verschiebt sie ihren Dreck aber auch in andere Länder Ost- und Südosteuropas. Die beiden Abfall-Transporte im Mai sind nicht die einzigen Lieferungen, die in Tschechien aufgeflogen sind. Der tschechische Zoll hat in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres insgesamt 18 illegale Exporte aus Deutschland gestoppt. Das berichtet die Behörde auf Anfrage von muellrausch.de – und bestätigt damit einen schmutzigen Trend. Schon 2019 stellte der Zoll nach eigenen Angaben insgesamt 50 unerlaubte Transporte fest, die Hälfte davon mit deutschem Müll. Dass Abfälle nach Tschechien verhoben werden, davon hat auch der Umweltkommissar Harry Jäkel vom LKA Brandenburg im Interview mit muellrausch.de berichtet.
„Der illegale grenzüberschreitende Abfallhandel hat in den letzten Jahren zugenommen“, teilt nun auch die Tschechische Umweltinspektion CEI aus Prag auf Nachfrage von muellrausch.de mit. Meistens stammten die Abfälle aus Deutschland. Auch Lieferungen aus Italien fielen immer wieder durch Verstöße gegen das europäische Abfallverbringungsrecht auf. Die CEI weist weiter daraufhin: Tschechien ist nicht nur Ziel dubioser Transporte, sondern auch Transitland. Die Reise des Mülls geht mitunter weiter, bis in Länder Südosteuropas.