Brandgefährlich: Illegale Reifenberge

Tausende Tonnen Altreifen rotten in Deutschland auf illegalen Deponien vor sich hin. Doch kaum jemand interessiert für die schwarzen Gummiberge – bis sie brennen. Sechs drastische Beispiele illegaler Reifenablagerung aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

Altlandsberg, Brandenburg

Ein paar Stühle und geleerte Flaschen, eine Lagerfeuerstelle und drumherum mehr als 7.000 Tonnen brandgefährliche Abfälle. So sieht es im August 2022 auf dem illegalen Reifenlager im brandenburgischen Altlandsberg aus. Die Anfänge dieser Ablagerung reichen in die frühe Nachwendezeit zurück. Im Jahr 1999 kam es zum ersten Reifenbrand. Die Ursache ist unbekannt. 2008 brannte es erneut. Kinder hatten „nur ein bisschen gekokelt“ und dabei einen Großbrand entfacht. Die Feuerwehr brauchte 18 Stunden, um die Flammen zu bändigen.

Schmachtenhagen, Brandenburg

Auf dem Gelände eines ehemaliges Sägewerks in Schmachtenhagen, einem Ortsteil von Oranienburg, lagert seit zweieinhalb Jahren jede Menge Dreck: Bauabfälle, Ölfässer, Autowracks. Neben den alten Werkhallen stapeln sich auch alte Reifen. In diesem Frühjahr ging ein Teil des Mülls in Flammen auf. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.

Senftenberg, Brandenburg

Bei zwei Großbränden im Sommer 2018 ging dieses illegale Reifenlager in Senftenberg in Flammen auf. Das Feuer vernichtete einen Teil des Reifenmülls. Die Brandreste, eingestuft als gefährlicher Abfall, aber blieben. Außerdem lagern auf dem ehemaligen Betriebsgelände noch immer rund 3.000 Tonnen Altreifen und andere Abfälle aus schwarzem Gummi. Mehr: Bürgermeister warnte schon 2016 vor Brandgefahr

Borau, Sachsen-Anhalt

In den 1990er Jahren entstanden in Sachsen-Anhalt eine Reihe von illegalen Reifenlagern. Einige sind bis heute nicht beseitig. Dazu zählt dieses Lager im Weißenfelser Ortsteil Borau. Es grenzt direkt an Felder und Weideflächen. Anfang 2020 gerieten die alten Reifen, knapp 1.000 Tonnen, in Brand. Die Brandreste wurden bis heute nicht beseitig.

Großkorbetha, Sachsen-Anhalt

Knapp 2.000 Tonnen Altreifen lagern auf einer illegalen Halde in Großkorbetha, ebenfalls ein Ortsteil von Weißenfels. Nach dem Brand im nahegelegenen Borau wuchs auch hier die Sorge vor einem Feuer. „Der Güterbahnhof Großkorbetha liegt im Gefahrenbereich des illegalen Altreifenlagers und wäre im Fall eines Brandes erheblich gefährdet“, so die Landesregierung im April 2020 (pdf, S.2). Zur Abwehr dieser Gefahr sei es angezeigt, dass Lager zu minimieren oder ganz zu beseitigen. Passiert ist bis heute aber nichts.

Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern

Es ist einer der spektakulärsten Fälle in der jüngeren Vergangenheit: Jahrelang wurde am Rande der Stadt Güstrow eine illegale Deponie betrieben – mitten in einem Trinkwasserschutzgebiet. Ende 2020 flog der Betrieb auf. Unter den Tausenden Tonnen Müll, die dort abgelagert wurden, befinden sich auch alte Reifen und andere Gummiabfälle. Nach Recherchen für das Greenpeace Magazin deuten Produktbezeichungen auf den Hersteller Dunlop hin. Dunlop hatte auf Nachfrage geantwortet, dass das Unternehmen von dem Fall Kenntnis erhalten habe. Eine Erklärung, wie die Abfälle nach Güstrow gelangt sind, habe man nicht. Doch: Eine Spur führt nach Holland. Mittlerweile wird die illegale Deponie beräumt. Kosten: rund vier Millionen Euro. Da die Suche nach den Verursachern bislang erfolglos blieb, streckt das Land die Summe vor.

Die Liste illegaler Reifenlager in Deutschland ließe sich fortführen. Allein Mecklenburg-Vorpommern weist mit Brenz (5.800 t), Vellahn, Zierzow (jeweils 1.000 t) und Marihn (300 t) mindestens vier zusätzliche Standorte auf. Aus Brandenburg (z.B. in Frauendorf) und Sachsen-Anhalt (z.B. in Dessau-Roßlau) sind ebenfalls weitere Fälle bekannt. Aber auch andere Bundesländer sind betroffen. Die wohl größte illegale Altreifen-Halde der Republik befindet sich in Schleswig-Holstein: In Groß Offenseth-Aspern, Kreis Pinneberg, wurden zwar mittlerweile rund 8.000 Tonnen abgetragen. Jedoch liegt dort noch einmal so viel und wartet nach wie vor auf eine fachgerechte Entsorgung.


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